Angesichts des vor Rügen havarierten Öltankers hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Vorwüfe gegen Russland erhoben.
"Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt - sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns", sagte Baerbock am Freitag. "Es ist Teil des russischen Plans, solche Folgen billigend in Kauf zu nehmen."
Sie habe gemeinsamen mit ihren Kollegen aus dem Ostseeraum immer wieder "genau vor diesem Szenario" gewarnt, sagte die Außenministerin. "Russland gefährdet unsere europäische Sicherheit nicht nur mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch mit durchtrennten Kabeln, verschobenen Grenzbojen, Desinformationskampagnen, GPS-Störsendern, und eben auch mit maroden Öltankern."
Wer vor dieser Bedrohung die Augen verschließe, handle "ebenso fahrlässig wie diejenigen, die damals Nord-Stream 2 als rein wirtschaftliches Projekt darstellten", sagte die Grünen-Politikerin. "Genau deshalb haben wir gemeinsam mit unseren Partnern in den vergangenen Monaten die Sanktionslistung der russischen Schattenflotte konsequent vorangetrieben." Bislang seien über 70 Schiffe von der EU mit Sanktionen belegt worden, so Baerbock. Die Größe der Schattenflotte wird von Experten auf rund 200 bis 1.200 Schiffe geschätzt.
Am Freitag trieb nördlich von Rügen ein Tanker mit geringer Geschwindigkeit manövrierunfähig. Mittlerweile konnte der Notschlepper "Bremen Fighter" eine Schleppverbindung zum Havaristen herstellen. Der Tanker werde nun mit der Schleppverbindung auf Position gehalten, teilte das Havariekommando in Cuxhaven am Freitagnachmittag mit. Demnach hat der Tanker, der unter der Flagge Panamas unterwegs war, etwa 99.000 Tonnen Öl geladen.
Greenpeace hält den Rohöltanker für einen Teil von Russlands Schattenflotte. Das Schiff soll älter als 15 Jahre sein, seit Kriegsbeginn mehrfach Öl aus Russland exportiert haben und über "keine angemessene Haftpflichtversicherung verfügen, die für mögliche Schäden durch Havarien und Ölkatastrophen aufkommt", so Greenpeace.