Deutsche Ermittler gehen im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines offenbar gegen einen zweiten Beschuldigten vor.
Das geht aus vertraulichen Akten der Sicherheitsbehörden hervor, über die der "Spiegel" und das ZDF berichten. Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage der beiden Medien nicht dazu äußern.
Dem Bericht zufolge verdächtigt der Generalbundesanwalt einen erfahrenen Experten einer Tauchschule in Kiew, an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Die Firma rückt somit erneut in den Fokus: Bereits ein seit Juni per EU-Haftbefehl gesuchter erster Verdächtiger war ein Mitarbeiter der Tauchschule.
Wie aus den Dokumenten hervorgeht, soll der neuerlich beschuldigte Tauchprofi den Fehler gemacht haben, eine Kreditkarte auf denselben Tarnnamen anzumelden, mit dem die Saboteure die für die Tat genutzte Segeljacht "Andromeda" angemietet hatten. Demnach nutzte der Ukrainer diese Karte kurz nach den Anschlägen am 26. September 2022, um ein Amazon-Konto zu erstellen. Als E-Mail-Adresse für das Konto hinterlegte er den Kontakt seiner Tauchschule.
Die Ermittlungen zur Sprengung der mehrheitlich von Russland finanzierten Gaspipelines ergeben inzwischen ein scheinbar eindeutiges Bild. Demnach ist offenbar ein ukrainisches Kommando aus Ex-Agenten und zivilen Tauchern für die Attacke verantwortlich.
Eine Festnahme der beiden identifizierten Tatverdächtigen erscheint aber unwahrscheinlich. Der erste Verdächtige wurde von polnischer Seite vor den Ermittlungen gegen ihn gewarnt. Womöglich weiß auch der zweite Verdächtige längst, dass die Fahnder Interesse an ihm haben. Denn zu ihm schickten deutsche Stellen nach Informationen von "Spiegel" und ZDF ebenfalls detaillierte Angaben nach Polen.