Frankfurt am Main - Weil Mütter immer noch überwiegend die Kinderbetreuung übernehmen, haben sie ein deutlich geringeres Lebensarbeitseinkommen – Welche Konsequenzen das in Bezug auf die Altersvorsorge hat und wie sie sich richtig dagegen absichern können, erläuterten Finanzplanungs-Expertinnen und -Experten beim vierten digitalen Presseworkshop des FPSB Deutschland
Dass der Gender Pay Gap, also die im Schnitt um 18 Prozent schlechtere Bezahlung, bei Frauen dann auch im Rentenalter entsprechend hohe Einbußen nach sich zieht, ist bekannt. Doch der Gender Pension Gap bei Müttern ist sogar noch deutlich höher. "Schließlich leisten sie immer noch den größten Teil der unbezahlten Sorgearbeit für Kinder und das führt zu erheblichen Einkommensverlusten im Laufe des Lebens, woraus ein sehr hoher Gender Pension Gap und damit ein erhöhtes Risiko von Altersarmut resultiert", umreißt Moderatorin Anne Connelly, Gründerin des Karrierenetzwerkes "Fondsfrauen" sowie dem Finanzportal "herMoney", den Schwerpunkt des vierten Presseworkshops der FPSB Deutschland Initiative Frauen*Finanzplanung.Im Rahmen dieses Workshops widmeten sich CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals (CFP®) dem Problem des höheren Armutsrisikos bei Frauen im Allgemeinen und der mangelnden finanziellen Absicherung von Müttern im Besonderen. Dass insbesondere Mütter im Fokus stehen, ist nicht verwunderlich. Schließlich sind sie von der sogenannten Motherhood-Penalty betroffen. "Mütter mit einem Kind haben – aufgrund ihrer Care-Arbeit – ein Lebensarbeitszeiteinkommen, das im Durchschnitt 40 Prozent unter dem von Frauen ohne Kinder liegt", macht Annika Peters, zertifizierte Finanzplanerin (CFP®) und Geschäftsführerin bei der FrauenFinanzBeratung Barbara Rojahn & Kolleginnen in Stuttgart, klar. "Bei zwei Kindern summieren sich die Einbußen sogar auf 70 Prozent."Die Gründe, warum Mütter bei dieser Thematik so viel schlechter gestellt sind, sind vielschichtig. Dazu zählen vor allem die geburtsbedingte Unterbrechung der beruflichen Tätigkeit, die Arbeit in Teilzeit nach der Elternzeit, aber auch der Gender Pay Gap, die hohen Kosten für die Kinderbetreuung, was den Anreiz für eine Rückkehr in den Beruf reduziert, sowie nicht zuletzt die fehlende finanzielle Planung. Hinzu kommt, dass Väter meist schnell in ihren Job zurückkehren – nur sechs bis sieben Prozent betreuen die Kinder über die zwei Monate Elternzeit hinaus. "Das meiste übernehmen nach wie vor die Mütter, und sie unterbrechen ihre berufliche Tätigkeit dafür komplett und gehen danach oft in Teilzeit", so Peters.Versorgung der Kinder: Massive Auswirkung auf die AltersvorsorgeWie sich das auf die finanzielle Situation von Frauen später im Ruhestand auswirkt, hat Peters berechnet. Ausgangspunkt ist ein jährliches Bruttoeinkommen für eine Vollzeitstelle in Höhe von 45.358 Euro, was dem durchschnittlichen Jahreseinkommen hierzulande in der Rentenversicherung entspricht. "Reduziert sie nun aufgrund der Care-Arbeit diese Stelle um 50 Prozent, dann bekommt sie statt bisher zehn nur noch fünf Entgeltpunkte", so Peters. "Über zehn Jahre hinweg bedeutet das, dass sie dadurch rund 200 Euro weniger Rente monatlich im Vergleich zu einer Frau bekommt, die keine Kinder hat und die ganze Zeit Vollzeit beschäftigt ist."Die gute Nachricht des Workshops aber lautet: Weder für Frauen im Allgemeinen noch speziell für Mütter ist die Situation aussichtslos. Denn die Offenheit für Lösungen hat nach Ansicht von Marcel Reyers, CFP® und geschäftsführendem Gesellschafter von Finakons, Finanz Konsilium GmbH, zugenommen. "Ich stelle – vor allem bei jüngeren Paaren – schon eine zunehmende Bereitschaft fest, sich mit dem Thema Ausgleichszahlung für die Care-Arbeit auseinanderzusetzen", sagt er.Dabei geht es für Frauen insgesamt zunächst darum, ihre finanzielle Unabhängigkeit in jeder Lebensphase zu erhalten. "Und dafür ist entscheidend, dass Frauen sich zunächst um sich selbst kümmern", rät Lisa Hassenzahl, CFP® und Geschäftsführerin von Her Family Office aus Darmstadt. "Denn es ist niemandem geholfen, wenn die Ehefrau oder Mutter in finanzielle Schwierigkeiten kommt." Ein erster wichtiger Schritt ist deshalb nach Ansicht der CFP®-Professionals z. B. ein Drei-Konten-Modell. "Es sollte ein Gemeinschaftskonto geben, von dem die Ausgaben für die Familie weggehen und das beide Ehepartner entsprechend ihrem Einkommen befüllen, sowie ein Konto für die Frau und eines für den Mann", so Peters. "Leistet die Frau nun die angesprochene Care-Arbeit und arbeitet entsprechend weniger, dann muss der Mann hier für einen finanziellen Ausgleich sorgen."Baby-Ausgleichszahlung für MütterSpeziell bei Müttern ist die Baby-Ausgleichszahlung ein wichtiger Ansatz. "Dabei geht es darum, dass die Verluste an Rentenansprüchen, die aus der Teilzeittätigkeit resultieren, ausgeglichen werden", erklärt Kathrin Hartmann, CFP® und Vermögensmanagerin bei der Sparkasse Mainfranken in Würzburg. Das kann – ausgehend von dem obigen Beispiel – wie folgt aussehen: Die Mutter nimmt bis zum dritten Lebensjahr des Kindes eine Auszeit und arbeitet danach – bis zum zehnten Lebensjahr des Nachwuchses – nur 50 Prozent. "Insgesamt werden damit pro Jahr rund 4.218 Euro pro Jahr weniger Rentenbeiträge eingezahlt, was einem monatlichen Betrag von rund 350 Euro entspricht, der in eine private Altersvorsorge angespart wird – für die Frau", so Peters.Für diese Lösung gibt es verschiedene Wege. Wer dabei zusätzlich die staatlichen Förderungen nutzen möchte, dem empfehlen die CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals vor allem die Rürup-Rente oder das voraussichtlich ab 2026 neu eingeführte Altersvorsorgedepot, bei dem die staatlichen Zulagen zum Teil erheblich sind. Eine weitere Alternative ist die Einzahlung des entsprechenden Betrages in ein ETF-Depot. Letzteres hat aber einen Nachteil: "Häufig wird bei Geldknappheit genau ein solches Depot als erstes angegriffen", warnt Hartmann. "Bei der Rürup-Rente dagegen können Anleger erst nach Ablauf des 62. Lebensjahres darauf zugreifen. Das kann deshalb ein Vorteil sein.""Doch egal, welchen Weg man wählt, wichtig ist, dass man dabei auf Garantien verzichtet und Aktien als Grundlage wählt", erklärt Hassenzahl. "Denn Garantien sind teuer, kosten Geld und letztlich geht das zu Lasten der Rendite. Gerade wer langfristig spart, sollte deshalb Aktien, bei denen sich kurzfristige Kursschwankungen im Laufe der Zeit ausgleichen, wählen." Und schließlich, darin sind sich alle Experten einig, braucht es eine langfristig ausgerichtete, umfassende und individuell zugeschnittene Finanzplanung. "Sie ist zusammen mit einer guten Finanzbildung die Grundlage dafür, dass Frauen und Mütter insbesondere in jeder Lebensphase ihre finanzielle Unabhängigkeit wahren", fasst Reyers als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des FPSB Deutschland zusammen.Link zum ersten Teil des Presse-Workshops: "Finanzielle Vorsorge für Frauen in jedem Lebensmodell": https://vimeo.com/1024728325/7e9c13faa3?share=copyÜber den FPSB Deutschland e.V. Das Financial Planning Standards Board Ltd. - FPSB ist ein globales Netzwerk mit derzeit 27 Mitgliedsländern und über 223.000 Zertifikatsträgern. Dessen Ziel ist es, den weltweiten Berufsstandard für Financial Planning zu verbreiten und das öffentliche Vertrauen in Financial Planner zu fördern. Das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt/ Main gehört seit 1997 als Vollmitglied dieser Organisation an.Zentrale Aufgabe des FPSB Deutschland ist die Zertifizierung von Finanz- und Nachfolgeplanern nach international einheitlich definierten Regeln. Wichtige Gütesiegel sind der CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professional, der CERTIFIED FOUNDATION AND ESTATE PLANNER, der EFPA European Financial Advisor® EFA und der CGA® CERTIFIED GENERATIONS ADVISOR. Der FPSB Deutschland hat ferner den Anspruch, Standards zur Methodik der ganzheitlichen Finanzberatung zu setzen. Dafür arbeitet der FPSB Deutschland eng mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, Wissenschaft und Forschung, Verbraucherschützern sowie Presse und interessierter Öffentlichkeit zusammen.Ein weiteres Anliegen des FPSB Deutschland ist die Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung. Zu diesem Zweck hat der Verband den Verbraucher-Blog www.frueher-planen.de ( https://www.frueher-planen.de )lanciert. Er informiert neutral, anbieterunabhängig und werbefrei über alle relevanten finanziellen Themen und beinhaltet drei Online-Rechner zur Berechnung der Altersrente und der Basisrente sowie zur Optimierung der Fondsanlage. Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.fpsb.de ( https://www.fpsb.de )Folgen Sie uns auch auf LinkedIn unter: https://de.linkedin.com/company/fpsbdeutschland ( https://de.linkedin.com/company/fpsbdeutschland )(Ende)Aussender: Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. Ansprechpartner: Iris Albrecht Tel.: +49 681 4109 806 10 E-Mail: presse@fpsb.de Website: www.fpsb.de