Islamistische Attentäter in Deutschland wählen dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge oft Messer als Tatwaffen, auch weil Schusswaffen hierzulande schwer zu bekommen sind.
"Wir haben glücklicherweise in Deutschland nur wenige Anschläge oder Anschlagsplanungen durch Dschihadisten erlebt, wo Schusswaffen eine Rolle gespielt haben", sagte der Leiter der Abteilung Islamistisch motivierter Terrorismus/Extremismus beim BKA, Sven Kurenbach, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). "Auch bei Razzien und Durchsuchungen finden wir bislang sehr selten Sturmgewehre oder Pistolen."
In der islamistischen Szene in Deutschland sei die Dichte an Waffen "nicht zu vergleichen" mit der Situation bei rechtsextremistischen Gruppierungen. "Das ist anders in Frankreich oder Belgien, dort haben islamistische Terroristen immer wieder auch Schusswaffen eingesetzt", sagte der Terrorfahnder. Entscheidend sei, dass der Zugang zu Waffen in Deutschland deutlich stärker reguliert sei als in vielen Nachbarstaaten. "Zudem sind Schusswaffen - auch auf dem illegalen Schwarzmarkt - nicht billig. Die oftmals jungen islamistischen Täter haben aber meist wenig finanzielle Ressourcen", sagte Kurenbach.
"Ein Messer als Tatwaffe ist hingegen günstig zu haben", fügte der BKA-Experte hinzu. "Auch die Anschläge, für die der sogenannte IS in seiner Propaganda wirbt, sind oftmals keine großen Plots." Es gehe um Gewalt auf Stadtfesten und anderen öffentlichen Räumen.
Die nach dem Messeranschlag von Solingen diskutierten schärferen Regeln für Waffenverbotszonen können nach Einschätzung von Kurenbach helfen, Gewalt zu verhindern. "Durch Waffenverbotszonen können Anschläge durch hochradikalisierte Täter wie in Solingen nicht verhindert werden, aber sie können helfen, an Schwerpunkten Kriminalität zu reduzieren und Gewalttaten zu verhindern", sagte der BKA-Terrorermittler. "Die Verbote müssen mit Kontrollen durch die Polizei durchgesetzt werden, dann haben sie auch eine Wirkung."