Der Dax ist am Donnerstag mit leichten Gewinnen in den Handelstag gestartet.
Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 22.470 Punkten berechnet, 0,2 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag. An der Spitze der Kursliste rangierten Siemens Energy, Infineon und Vonovia, am Ende Rheinmetall, Mercedes-Benz und Airbus.
"Eine Mischung aus Inflations- und Höhenangst hat den Dax ins Taumeln gebracht", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets, mit Blick auf die kräftigen Verluste am Vortag. "Der Markt erlebte gestern seit langem mal wieder eine Verkaufswelle, die wie ein bereinigendes Gewitter über das Börsenparkett hinwegrollte." Steil steigende Kurse, wie man sie in den vergangenen Tagen beobachten konnte, böten Anlegern auf dem Rückweg nach unten wenig Halt.
"Der Auslöser für diese Gewinnmitnahmen könnten die Worte von EZB-Direktorin Isabel Schnabel gewesen sein, bald aufgrund der anhaltend hohen Inflation über ein Ende der Leitzinssenkungen nachzudenken", so Stanzl. Zudem hätten die in Großbritannien gemeldeten, höheren Inflationsdaten für Unruhe gesorgt. "Sie verliehen den Worten Schnabels zusätzliches Gewicht."
"Die Intensität der Verkäufe resultierte jedoch letztlich aus den Stopps, die ausgelöst wurden, als Anleger, die auf hohen Gewinnen saßen, die Reißleine zogen", so der Marktexperte. "In Bullenmärkten können Korrekturen zu den stärksten Kursverlusten in kürzester Zeit führen, wobei sich der Unterschied zu einem Bärenmarkt darin zeigt, dass die Kurse nach einem bereinigenden Ausverkauf wieder steigen und neue Höchststände erreichen." Nun richte sich der Blick darauf, ob die technische Marke von 22.179 Punkten im Monatsverlauf verteidigt werden könne.
Anleger könnten nun in eine Phase übergehen, in der nicht mehr ausschließlich auf optimistische Nachrichten gesetzt werde, sondern vermehrt kritische Fragen aufkommen: "Wie wirken sich Trumps Strafzölle auf das Wachstum aus? Was passiert, wenn nach den Wahlen keine Koalition zustande kommt? Und welche Folgen hat es für die transatlantischen Beziehungen, wenn Trump nun auf Putin zugeht?" Die Gründe für Verkäufe seien vielfältig - eine Abkühlung aber sei "längst überfällig" gewesen, sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagmorgen etwas stärker: Ein Euro kostete 1,0437 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,9581 Euro zu haben.
Der Ölpreis stieg unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete gegen 9 Uhr deutscher Zeit 76,23 US-Dollar; das waren 19 Cent oder 0,3 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.