17.04.2025 - 00:01 Uhr

Bahn kündigt Baustellen häufig zu spät an

Die Bahn informiert andere Eisenbahnverkehrsunternehmen derzeit nur in 39 Prozent der Fälle fristgemäß über Baumaßnahmen.

Das geht aus einer internen Präsentation der DB Infrago hervor, über die die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstagausgabe) berichtet. Das ist noch weniger als im Vorjahr, als der Wert bei 40 Prozent lag. Zahlreiche Zugbetreiber haben in den vergangenen Monaten Beschwerde dagegen bei der Bundesnetzagentur eingelegt. Nun hat die Aufsichtsbehörde zwei Zwangsgelder in Höhe von je 500.000 Euro gegen die DB Infrago verhängt. Für den Fall, dass sie die Fristen weiterhin verfehlt, droht die Bundesnetzagentur neue Strafen an. "Man hat zunehmend das Gefühl, die bauen einfach los - ohne Rücksicht auf Verluste", sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Zeitung. Auch in seinem Bundesland wurden Baustellen bereits mehrfach viel zu kurzfristig angekündigt. "Unsere Verkehrsplaner hatten Angst, dass sie die Kontrolle über den Bahnverkehr verlieren", so Hermann. Er lud die Verantwortlichen zum Krisengespräch und verfasste einen Brief an Infrago-Chef Philipp Nagl, über den die SZ berichtet. Hermann schreibt darin von "chaotischen Zuständen". Keine Baumaßnahme sei mehr im Regelprozess, der Modus der DB lasse sich "kaum anders als `nach Gutsherrenart` beschreiben". Seine Geduld sei erschöpft. "Wer so plant, sorgt dafür, dass am Ende niemand mehr den Zug nimmt", erklärte Hermann. Auch bei den anderen Bahn-Töchtern lässt die Geduld nach. "Wir leiden da schon", sagte DB-Regio-Vorständin Evelyn Palla. Auf Nachfrage erklärt sie, die Folgen der verspäteten Baustelleninfos seien auch in ihrem Konzernbereich zu spüren. "Wir können die Fahrpläne nicht mehr so effizient gestalten", sagte Palla. "Somit brauchen wir mehr Disponenten, mehr Planer, mehr Triebfahrzeugführer."