Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) ruft die künftige Bundesregierung auf, sich gegen eine wachsende Kriegsgefahr auf dem Balkan einzusetzen.
"Deutschland hat sich hier unter unterschiedlichen Regierungen stark engagiert - und muss sich weiterhin stark engagieren", sagte Fischer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Denn wir können diese Region nicht vergessen, sonst gehen wir große Risiken für Europa ein." Der West-Balkan sei Teil Europas, sagte er: "Ob wir wollen oder nicht, müssen wir mit den alten, komplizierten Konflikten der Region zurechtkommen. Wir müssen dafür politische Lösungen entwickeln."
Der seit Jahrzehnten laufende Aufnahmeprozess der Westbalkan-Staaten in die Europäische Union eigne sich derzeit jedoch nicht zur Lösung des Konflikts, sagte der frühere Vizekanzler. "In der gegenwärtigen Struktur wird das nicht gehen." So wie auch eine Aufnahme der Ukraine würde das "diese riesige EU überfordern", so Fischer.
Zugleich sei die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien in die EU erfolgreich gewesen. "Beide Nationen wären in den Einflussbereich Putins abgedriftet. Das können wir uns nicht erlauben, auch nicht mit dem westlichen Balkan", so der Grüne. Er plädierte deshalb zunächst für eine Strukturreform der EU. "Im Grunde zwingt die Ukraine-Krise Europa zu einer Neugründung, wenn man ehrlich ist. Daran führt kein Weg vorbei."