Die Zahl der offiziell dokumentierten Gewaltvorfälle in NRW-Kitas steigt.
Das berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf Zahlen, die das NRW-Familienministerium auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion zusammengestellt hat.
Demnach gingen bei den beiden nordrhein-westfälischen Landesjugendämtern allein im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 1.206 Meldungen über Gewaltvorfälle unterschiedlicher Art ein. Im gesamten Vorjahr 2023 waren 1.943 Fälle dokumentiert worden, im ganzen Jahr 2022 waren es 1.027.
Im Einzelnen gab es den Statistiken zufolge im ersten Halbjahr insgesamt 654 Meldungen zu körperlichen Übergriffen und Körperverletzungen. In den weitaus meisten Fällen kam es den Angaben nach durch Kinder zur Gewalt, 116-mal durch Mitarbeiter der Einrichtungen. Insgesamt 202 Meldungen gab es im ersten Halbjahr zu sexuellen Übergriffen beziehungsweise sexueller Gewalt. 159-mal erfolgten Taten demnach durch Kinder, 39-mal durch Kita-Personal, einzelne Male durch Dritte.
Im gesamten Vorjahr waren insgesamt 343 Fälle statistisch festgehalten worden. Zudem erfassten die Landesjugendämter dem Zahlenwerk zufolge im ersten Halbjahr insgesamt 329 Fälle von "pädagogischem Fehlverhalten". Im gesamten Jahr 2023 waren in dieser Kategorie 539 Vorfälle dokumentiert worden.
Die SPD-Abgeordnete Nina Andrieshen sagte der Zeitung: "Sehen wir uns die aktuelle Kita-Politik an und gehen davon aus, dass Überforderung ein Nährboden für Übergriffe ist, dann bewegen sich die Bemühungen von Ministerin Paul in eine fatale Richtung." Denn aktuell überlasse man die Aufsicht über mehr Kinder weniger Fachkräften. "Damit entspannt sich die Situation in den Kitas für Kinder und für Beschäftigte nicht - und der Möglichkeit für übergriffiges Verhalten wird so eventuell mehr Raum gegeben. Das darf angesichts solcher Zahlen jedoch auf keinen Fall sein."